MAAT: Museum of Art, Architecture and Technology
Über das MAAT sind wir bei einem abendlichen Spaziergang entlang des Tejo gestolpert. Erst hat unser Blick das alte Elektrizitätswerk gestreift, bevor er an der modernen Archiektur der gebauten Welle in der Nähe des Wassers hängen geblieben ist. Eines faszinierenden Bauwerks, dessen Außenhaut das Abendlicht reflektiert und von dessen begehbarem Dach man eine tolle Aussicht auf den Fluß, das gegenüberliegende Ufer und vor allem der Brücke des 25. Aprils mit der dahinter aufragenden Christusstatue hat.
Natürlich auch auf Grund meines architektonischen Hintergrundes hat das Ensemble bei mir direkt Interesse geweckt. Daher fuhr meine Frau am darauffolgenden Tag alleine zum Strand und bin in das Museum. Auf Grund der hohen Außentemperaturen eine gute Idee, denn im Museum lässt es sich – Dank guter Klimaanlage – gut aushalten. Der Besuch des Museums ist also nicht nur für verregnete Tage, sondern auch bei Hitze empfehlenswert. Auch wenn man normalerweise nicht länger als 2-3 Stunden Zeit benötigt, um die zwei Teile zu sehen.
Zwei Teile, da das Museum in verschiedene Themenbereiche gegliedert ist. Diese ist unter anderem durch die baulich unterschiedliche – historische und moderne – Architektur sichtbar. Es existieren auch zwei separate Eingänge, da es zwischen den Gebäuden keine direkte Verbindung gibt. Man kann ergo auch nur ein Einlaß-Ticket für einen Teil des Museums kaufen, wenn man nicht mit dem Kombiticket beide Teile besuchen möchte.
Das alte Elektrizitätswerk
Der erste Teil ist das alte, historische Bauwerk, in dem es zwar Ausstellungsräume für moderne Kunst unterschiedlicher Arten, wie Malerei, Architektur und Keramik, existieren, das sich aber primär dem Thema Elektrizität widmet. Nicht nur wegen der früheren Funktion des Gebäudes wenig verwunderlich, sondern auch, weil das Museum von der entsprechenden Industrie gesponsort ist. Daher spannt sich der Bogen der Ausstellung auch zur heutigen Energiewirtschaft, den erneuerbaren Energien und der möglichen Energieeinsparung. Wobei bei den Informationen meiner Auffassung nach ersichtlich ist, wer das Museum und die Ausstellung finanziell unterstütz.
Das sollte einen aber nicht abschrecken. Denn die wechselnden Kunstausstellung in den dafür vorgesehenen Räumlichkeiten waren klein, aber fein. Vor allem die Ausstellung eines Keramikkünstlers aus China (siehe Fotos) hat mich begeistert und länger aufgehalten. Das erste Mal in meinem Leben, dass ich Keramik (und das, was man offensichtlich damit erschaffen kann) interessant gefunden habe.
Das Highlight war für mich aber die alte Maschinenhalle mit den alten Maschinen, die aus Kohle Strom erzeugt haben. In der Halle lief eine orchestrale Symphonie, die aber einzig durch den Einsatz der einzelnen Maschinen und ihrer Bauteile als Instrumentenersatz dargeboten wurde. Eine großartige Installation, die ich sogar einige Minuten alleine genießen konnte – bis dann die nächsten Familien um die Ecke kamen. Doch auch so gab es dort genug zu sehen.
Irgendwann habe ich dann auch die Stiege in das Untergeschoss gefunden (das war gar nicht so einfach!), wo die früheren Arbeitsweisen im Gebäude in den Fokus rücken. Es war eine wirklich gefährliche, schmutzige und ganz sicher ungesunde Arbeit, die hier ungeschönt präsentiert wird. Vor allem die Hitze, die damals hier bei den Öfen herrschte, ist in meiner Vorstellung der Horror. Viele Fotos und Figuren mit Erläuterungen lassen die harten Arbeitsbedingungen bewusst werden, bevor es zu weiterer Technik und der Ausstellung über Gegenwart und Zukunft der Energiewirtschaft geht.
Das moderne Ausstellungsgebäude
So spektakulär, wie sich das Gebäude von Außen präsentiert und mit seiner Fassade mit der Umgebung interagiert sowie eine visuelle Kommunikation und ein Erleben auch durch den Besucher und Nutzer fördert, so enttäuscht war ich vom Inneren. Da hatte ich mehr erwartet, wobei ich nur über den ersten Raum reden kann. Denn leider waren bei mir alle anderen Räumlichkeiten, die weiter in das Gebäude geführt hätten, auf Grund von Umbauarbeiten (wohl auf Grund eines Wechsels der dortigen Ausstellung) geschlossen. So konnte ich mir nur die Installation mit allen (!?) in Lissabon verwandten Beleuchtungskörpern im öffentlichen Verkehrsraum anschauen und ein paar Fotos machen, bevor ich nach zwanzig Minuten das Museum wieder verließ.
Ob ich noch mal ein Kombiticket für beide Gebäude holen würde, kommt sicher darauf an, ob im neuen Gebäude eine für mich interessante Ausstellung läuft. Wenn nicht, dann würde ich es von Außen bewundern – aber das historische Elektrizitätswerk ist definitiv einen Besuch wert.
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