Nur Fliegen ist schöner? Von der Angst.
Es gibt Menschen, für die fühlt sich ein Flugzeug wie ein zweites Zuhause an. Und dann gibt es Menschen wie mich, die bereits einen Tag vor dem Flug Magenschmerzen und schweißfeuchte Hände haben.
Morgen geht es nach Andalusien, wir fliegen über Zürich nach Malaga und dann geht es mit dem Auto weiter an der Küste entlang, bis wir in Roquetas de Mar ankommen. Sonne. Strand. Blaues Wasser. Die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Ein Traum.
Wenn da nicht die Angst wäre.
Sie stammt aus dem Jahr 2001, dem September, um es genauer zu sagen. Damals war ich 2 Wochen lang alleine auf Mallorca, um den Abiturstress abgleiten zu lassen und die Insel zu Fuß zu erkunden. Es war ein wundervoller Urlaub, in dem ich an einem Tag mit meinem Onkel und meiner Tante, die zufälligerweise zeitgleich auf Mallorca waren, kreuz und quer über die Insel fuhr, um einige wunderbare Naturschönheiten zu entdecken: die Jardines de Alfabia und den kleinen Tren de Sóller, der Scharen von Touristen (wie meinereiner) von Palma nach Sóller fährt.
Als ich kurz nach 16 Uhr ins Hotel zurückkam, wunderte ich mich, dass der komplette Eingangsbereich wie entvölkert war und sich alle Leute im Fernsehzimmer sammelten. Ich ging auf mein Zimmer hinauf und schaltete den Fernseher an. Es war der Moment, in dem der zweite Turm des World Trade Centers zusammenbrach.
Dieser 11. September ist ein Tag des kollektiven Bewußtseins für meine Generation. Kaum jemand, der sich nicht genau daran erinnert, wo er oder sie war, als es passierte. Kaum jemand, der sofort begriff und voraussah, welche Ausmaße dieser Terroranschlag annehmen und was weltpolitisch danach passieren würde.
Seitdem habe ich sie, diese Angst. Sie rumort in meinem Bauch und erinnert mich jedes Mal aufs Neue daran, was damals passiert ist. Aber sie lehrt mich auch eine ganz entscheidende Sache: ich liebe mein Leben. Und ich will es mit schönen Momenten füllen, nicht mit Verzicht und Sorge. Deswegen steige ich morgen früh wieder in ein Flugzeug; weil ich fest daran glauben will, dass die Kraft, die die offene und unvoreingenommene Begegnung mit Menschen aus anderen Ländern und Territoren hat, viel stärker ist als alle Furcht, die Menschen untereinander wecken können.