Das Morven Guest House – die Schönheit des Seltsamen

Von Verena|1. Februar 2016|Europa, Lowlands, Schottland, TRAVEL

Als wir unsere Unterkunft für die ersten paar Tage unseres Schottlandaufenthaltes buchten, entschieden wir uns für Galashiels. 15.000 Einwohner. Eine noch laufende Textilmühle. Ein Städtchen, über das wir nichts wußten und das wir aufgrund seiner Nähe zur Stadt Edinburgh und der guten Lage in den Lowlands aussuchten.

Die Ankunft in unserem B&B war erst einmal mit einem Schrecken verbunden. Hagen setzte bei der Auffahrt auf den Bordstein kräftig mit dem Unterboden auf. Tja, das passiert, wenn Autos versuchen, wie ein Geländewagen auszusehen, es aber doch nicht sind…*hust*SUV*hust*. Was für ein Glück, dass wir bei Vertragsabschluss mit dem Autowagenverleih direkt eine Versicherung für Glas- und Unterbodenschäden abgeschlossen hatten. Das beruhigte unsere Nerven fürs Erste.

Dann betraten wir die Unterkunft und erlitten, gelinde gesagt, einen inseleuropäischen Kulturschock. Elektroleitungen, bei denen jeder deutsche Elektriker in eine katatonische Starre fallen würde. Ausgeblichene Teppiche und glänzende Latextapeten in multiplen Designs. Abgeplatzter Lack an den Türen, vergilbte Bilder an den Wänden. Plüsch und Chintz und Porzellantierchen. Halbblinde Spiegel und ein vor Freude völlig ausflippender Pitbull, der sich sofort mit Elan gegen meine Knie warf.

Man kann sagen: ich war überfordert. Und dachte mir im selben Moment: oh Gott, ich will heim.

Aber dann begann Schottland seine subtile Magie zu spinnen. Durch die Menschen. Martin, der Besitzer des Morven Guest House, begrüßte uns freundlich und war sehr erfreut, dass mit uns beiden Hundefreunde im Haus waren. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und bekamen dann das WLAN-Passwort und den Schlüssel. Gut, es brauchte eine kleine Weile, bis wir an der Zimmertür verstanden, wie Schlüssel und Schloss zusammenpassten, aber irgendwann war es dann soweit und wir betraten unserem Zimmer. Plüschig, ja. Einfach, ja. Und ein Loch im Bettbezug. Aber sauber und freundlich eingerichtet und das Bett war äußerst bequem.

Am nächsten Morgen gab es ein britisches Frühstück. Janet, die Dame des Hauses, ohne Zweifel das, was man ein ‚Original‘ nennen kann, fragte uns nach unseren Wünschen, was warme Speisen angeht. So bekamen wir Rührei, Speck, Würstchen, gebratene Tomaten und Pilze. Dazu Joghurt, frische Früchte, Weetabix und Unmengen Toast mit Orangenmarmelade. Da ich bekanntlicherweise ein Mensch bin, der sehr mit dem Magen denkt, war ich spätestens beim ersten Frühstück ausgesöhnt mit allem.

Und ich lernte etwas über mich selbst: ich mag es, wenn meine Gewohnheiten herausgefordert werden. Denn nur dann bleibe ich geistig flexibel und lerne, mir eine positive Grundeinstellung zu bewahren und selbst im Seltsamen das Schöne zu sehen.

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