Martinszug in Dedenbach
Manchmal sind die spontanen Unternehmungen die beste Medizin gegen die drückende Stimmung auf der Seele. Das haben meine Frau und ich gestern mal wieder feststellen dürfen. Denn nach unserem Waldspaziergang sind wir kurzentschlossen nach Dedenbach gestartet. Einem Dorf der Verbandsgemeinde Brohltal in der Eifel, in der gestern der Martinsumzug stattfand.
Zu meiner Schwester Frauke und ihrem Mann. Vor allem aber zu meinen Neffen Julius und Justus. Mit Markus, Julius und Justus sind wir – natürlich mit Laternen bewaffnet – zum Zug aufgebrochen. Am Anfang noch alleine am Treffpunkt legte sich unsere anfängliche Verwirrung mit dem Eintreffen der Musikgruppe, weiterer Familien und der Feuerwehr.
Nachdem dann auch die Hauptfigur – Sankt Martin in rotem Mantel und (wie Julius empört fest stellte) Plastikhelm – angeritten kam und die Mitglieder der Jugendfeuerwehr ihre Fackeln angezündet hatten konnte es losgehen. Wir waren positiv überrascht wie viele Familien dabei waren und mit durch das Dorf zogen. Immer hinter der Musik und dem Martin her.
Durchs Dorf und über die Landstraße ging es zum Höhepunkt: dem Martinsfeuer. Also abgesehen vom Martinsweck und – zumindest in Dedenbach – der anschließenden Tombola in der Gemeindehalle. Doch zuerst versammeln sich alle Familien um das außerhalb des Dorfes aufgetürmten Martinsfeuer, das (mit Unterstützung der Feuerwehr) vom Sankt Martin angezündet wird.
Wenn man dort in der Dunkelheit steht, gegen die Kälte warm angezogen, weiß man, wieso die Menschen sich schon in längst vergangenen Zeiten um die Feuer versammelt haben. Wenn das Feuer zu brennen beginnt, die Dunkelheit vertreibt und die Körper wärmt. Wenn das Spiel der Flammen sich in den Augen der Menschen wiederspiegelt.
Trotz aller Begeisterung, die das Martinsfeuer bei vielen Menschen auslöst, hat sich niemand zu den Feuerbräuchen aus alter Zeit hinreißen lassen. Es gab also keinen Sprung über das Feuer (was auch einen verdammt guten Springer benötigt hätte), kein Tanz um das Feuer, kein Gesichterschwärzen und kein Fackellauf mit Strohfackeln. Zumindest die Heischebräuche hat man in Dedenbach schon vor ein paar Tagen zu Halloween gelebt.
Als Ausgleich ging es in Dedenbach nach dem Martinszug aber in die Gemeindehalle, wo es leckere Erbsensuppe (mit Speck!), Würstchen und natürlich die obligatorischen Wecken gibt. Höhepunkt des Abends war die Tombola, die vom Förderverein der Feuerwehr ausgerichtet wird und überraschend viele tolle Preise bereit hält. Julius durfte sogar einige Zeit die Gewinnlose ziehen. Zudem war sie nett und kurzweilig moderiert.
Wir haben in Dedenbach einen schönen Abend verlebt und die Chancen stehen gut, dass wir auch nächstes Jahr wieder dabei sein. Vielleicht auch wieder – trotz der schwierigen Lichtverhältnisse – mit der Kamera. 😉