Achtsames Reisen

Von Hagen|12. März 2019|#notjustsad, THOUGHTS

In den letzten Jahren habe ich viel verändert. Nicht ganz freiwillig und sicher besonders durch die Depression bedingt, habe ich mich besser kennen gelernt. Ich habe gelernt meine Bedürfnisse besser zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Das betrifft nicht nur mein Leben, in dem ich mich indessen als Fotograf selbstständig gemacht habe. Das betrifft auch meine Art zu reisen.

Reisen war früher für mich ständig von einem Hotspot und „Must see“ zur nächsten Sehenswürdigkeit – sowohl landschaftlich als auch kulturell – zu hetzen. Es galt die kurze Zeit des Urlaubs ja sinnvoll zu nutzen, indem ich möglichst viel gesehen habe.

Indessen sehe ich das Reisen nicht mehr unter dem Leistungsgedanken. Alles kann, Nichts muss. Entschleunigen und sich damit auch die Zeit geben die Eindrücke mit Muße wirklich wahrzunehmen. Der Begriff Achtsamkeit, der jetzt oft in vielen Mündern ist, trifft es recht gut.

Gerade sitze ich in unserem Hostel in Sevilla. Gestern und heute waren wir von Morgens bis zum frühen Nachmittag unterwegs. Haben tolle Orte besucht, aber uns auch immer die Zeit gegeben irgendwo zu sitzen.

Wenn der Kopf und die Seele voll ist geht es zurück ins Hostel. Chillen. Der erste Urlaub, den wir wirklich so gelassen angehen und es tut einfach gut. Ich weiß jedoch nicht, ob es nur an uns liegt, oder ob auch diese Stadt auf uns abfärbt oder es uns zumindest einfach macht.

Schon jetzt habe ich an Sevilla einen Teil meines Herzens verloren. Die Pracht des früheren Zielhafens der Silberschiffe aus der neuen Welt, der alten spanischen Kultur, die Ruhe in den Parks und die Gelassenheit und Lebensfreude, welche die Stadt und seine Bewohner in meiner Wahrnehmung ausstrahlen, zieht mich in seinen Bann.

Gerade durch die Achtsamkeit und unsere Gelassenheit ist es uns auch möglich ausgetretene Pfade zu verlassen und etwas Neues zu wagen. So bin ich hier in Sevilla das erste Mal nicht in einem Hotel oder einer Ferienwohnung untergebracht, sondern in einem Hostel.

Nicht in einem Gemeinschaftsraum, sondern in einem Doppelzimmer mit eigenem Bad (wir wollen es ja nicht übertreiben). Aber so mit vielen jungen Leuten und Gemeinschaftsküche – ich war schon gespannt, was mich erwartet.

Indessen ist klar: Ab sofort immer – wenn verfügbar – ein Hostel. Die Atmosphäre ist einfach viel entspannter und offener, als ich es bisher in meinen Reiseunterkünften erlebt habe. Doch vor allem ist es großartig, wie viele Menschen man hier kennen lernen kann.

Gestern haben wir bis in die Nacht auf der Dachterrasse gesessen und etliche andere Reisende kennen gelernt. Aus Deutschland, Frankreich, England, China, Japan, den USA, Kanada, Australien, Mexiko und Argentinien*. Und täglich kommen Neue dazu.

Mit meiner alten Art zu reisen wäre ich wohl nie zu diesem Erlebnis gekommen und kann jetzt schon sagen: Ich hätte Viel verpasst. Vielleicht habe ich schon Einiges verpasst, aber Alles braucht seine Zeit. Auch Erkenntnisse.

Wichtig ist, meiner Erfahrung nach: Lass Dir die Zeit. Die Zeit, die Du brauchst. Denn Du reist für Dich, nicht für Andere. Du bestimmst das Tempo und wenn Du gelassen und offen bist, werden wundervolle Dinge geschehen.

*Edit: Ich ergänze um noch mehr Deutsche sowie um Reisende aus Litauen, Österreich, Israel, die Niederlande und Indien.

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