Cap Formentor: Von Leuchttürmen, Aussichten und Serpentinen

Von Hagen|30. April 2016|Europa, Mallorca, Spanien, TRAVEL

Hagen. Am vierten Tag unseres Mallorcaurlaubs 2014 haben wir unseren Mietwagen abgeholt und direkt mal die Strecke in den Nordosten der Insel in Angriff genommen. In der Hoffnung auf einen spektakulären Ausblick haben wir uns auf die Fahrt zum Cap Formentor gemacht. Wir wurden nicht enttäuscht von der schönen Landschaft und der tollen Aussicht – aber das ist nicht das, weshalb mir dieser Ausflug in besonderer Erinnerung geblieben ist.

Wo sich eine landschaftlich beeindruckende Landschaft mit Steilküsten, hoch aufragenden Felsen, malerischen Buchten am nördlichsten Zipfel der Insel ins Meer hinaus schiebt, findet sich Cap Formentor. Von Port de Pollenca startet man in Richtung des Kaps, auf dessen Spitze ein alter Leuchtturm thront.  Dieser Leuchtturm, der Faro de Formentor, ist einer von fünfzehn Leuchttürmen Mallorcas, aber der mit der höchsten Laternenbrennebene auf den Balearen.  An klaren Tagen kann man von der Besucherterrasse aus sogar bis zur vierzig Kilometer weit entfernten Nachbarinsel Menorca sehen. Wir hatten dieses Glück.

Der Turm steht auf einer Steilwand 167 Meter über dem Meeresspiegel, wo er auf einem begradigten Felsen auf einem rechteckigen Gebäude steht (in dem sich eine Gastronomie befindet). Von der Terrasse kann man nicht nur Menorca, sondern auch – landeinwärts – eine reizvolle Landschaft betrachten. Noch reizvoller wäre sie sicher ohne die ganzen Touristen (natürlich mit Ausnahme von uns) gewesen. Aber bekanntlich ist das Leben nunmal nicht The Chalmun’s Cantina. Es ist halt ein beliebtes Tourstenziel und auch Du wirst wohl dort nicht alleine sein.

Als man sich 1860 dazu entschieden hat diesen Leuchtturm zu bauen, lag das Kap sicher am Allerwertesten von Mallorca. Erst drei Jahr vorher war die erste vernünftige Straße zum Kap gebaut worden. Also das, was man damals halt vernünftig nannte – und mit der heutigen Trassenführung auch nicht mehr in der Gänze identisch ist. Auch dass man als Bauplatz für den Leuchtturm einen steilen Felssporn ausgesucht hatte, dürfte die Arbeiter nicht gefreut haben. Rund zweihundert von ihnen brauchten zweieinhalb Jahre für den Bau. Die Steine wurden auf dem Seeweg zur Baustelle befördert und mittels einer von vierzig Männern betriebenen Seilwinde auf das Plateu gehoben. Auch die über 272 Stufen vom Leuchtturm zum Meer haben sich sicher nicht alleine in die Felsschlucht gehauen. Nein, da hätte ich kein Bauarbeiter sein wollen.

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Auch nicht, obwohl diese Baustelle ihren eigenen Altar für den Erhalt der Heiligen Messe hatte. Hat selbst heute nicht jede Baustelle. Warum aber hier? Weil die Bedingungen so schwer waren und sicherlich alle schnell fertig werden wollten, hat der Bischof von Mallorca Sonntagsarbeit bewilligt. Aber damit die Arbeiter nicht auf Gottes Beistand verzichten mussten, wurde dort der besagte Altar errichtet. Man muss halt Prioritäten setzen. Am 30. April 1863 wurde der Leuchtturm, der heute mit selbst generiertem Solarstrom läuft, in Betrieb genommen. Zufällig heute auf den Tag genau vor 153 Jahren.

Die Halbinsel Formentor wird von den Mallorquinern auch „Treffpunkt der Winde“ genannt, da sie oft von starken Winden umtost ist. Die Winde, die sich hier treffen, werden schon seit Jahrhunderten Tramuntana, Ponent, Migjorn und Llevant genannt. Es sind die vier großen Brüder, während die Winde Gregal, Mestral, Llebetx und Xaloc ihre weiteren Verwandten sind (- und Nein, ich kann mir die Namen auch nicht merken). Nach diesen Winden sind aber auf Mallorca auch etliche Landschaften und Gebirge benannt. Kein Wunder bei einem Volk, das schon immer stark von der Seefahrt (und damit vom Wind) abhing.

Formentor bietet aber auch außerhalb des Kaps eine beeindruckende Landschaft, durch die sich die serpentinenreiche Stichstraße windet. Mit vielen Kehren schraubt sie sich auf einer Länge von etwa 14 Kilometern von Port de Pollenca zum Kap. Und ich glaube das waren die längsten vierzehn Kilometer meines Lebens, die mir auch von diesem Ausflug ganz besonders in Erinnerung geblieben sind. Die enge Straße würde über weite Strecken bei uns in der Eifel noch nicht mal einen Mittelstreifen haben und die kleinen Höcker am Straßenrand halten auch nur in der Vorstellung von sehr hoffnungsvollen Zeitgenossen einen Sturz die Böschung hinunter auf – wenn es überhaupt eine solche Begrenzung gibt.

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Das Alles wäre aber für mich als alter Eifelfahrer noch machbar gewesen. Aber in der Eifel gibt es nicht so viele Fahrradfahrer. Ich hatte das Gefühl, dass die Hälfte aller Touristen der Insel das Ziel hatte das Kap auf zwei Rädern zu erreichen. Zumindest als wir dort waren. Und da es zum Kap fast die ganze Zeit bergauf geht sind diese Sportler entsprechend langsam unterwegs. Eine halbe Stunde im ersten Gang fahren war auch eine Premiere für mich. Überholen ist bei den Serpentinen auch nur schwer möglich – zumal man ständig damit rechnen muss, dass einem ein auf schneller Talfahrt die Kurve schneidender Fahrradfahrer entgegen kommt. Da habe ich wirklich Blut und Wasser geschwitzt.

Auch deshalb kann ich Jedem nur empfehlen diese Tour entweder am frühen Morgen oder am späteren Abend zu machen. Ich hätte zumindest die Hoffnung, dass weniger los ist und man angenehmer unterwegs ist. Denn leider sind zu den Stoßzeiten auch die Parkplätze an den schönen Aussichtspunkten meiner Erfahrung nach meist belegt und man braucht schon ein gutes Quentchen Glück, wenn man mal einen Platz findet, um anhalten und die Aussicht genießen zu können. Abgesehen davon ist es aber eine malerische Strecke, die den Reisenden mit fantastischen Aussichten auf Buchten und Berge (durch die man auch mit einem Tunnel durch muss) belohnen. Ich befürchte wenn man auf Mallorca ist, muss man einfach mal beim Kap gewesen sein.

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Auf dem Weg kommt man übrigens auch beim Fünf-Sterne-Hotel Formentor vorbei, in dem ich auch gerne mal nächtigen würde. Denn dieses noble Hotel hat eine lange und schillernde Geschichte, von der ich gerne auch zumindest ein kleiner Teil sein würde. Denn hier in der malerischen Bucht Cala Pi baute im Jahr 1928 der gebürtige Argentinier und Kunstliebhaber Adán Diehl sein Hotel, das schnell zu einem Treffpunkt der Schönen und Reichen wurde. Und nicht nur von Mallorca, sondern der Welt. Denn hier haben unter anderem Winston Churchill, Gary Cooper, John Wayne, Audrey Hepburn und Charlie Chaplin ihren Urlaub verbracht. Klar, dass in dieser illustren Runde mein Name (und natürlich der meiner Frau) noch auf der Gästeliste des Hotels Barceló Formentor fehlt!

Um das Kap zu erleben gibt es zu Auto und Fahrrad natürlich noch eine Alternative: Zu Fuß. Auf der Halbinsel Formentor gibt es etliche Wanderwege, die auch gut angenommen wurden. Da man sich hier durch eine schöne Landschaft bewegt reizen sie mich auch, doch ist das auf Grund des Untergrundes und der bergigen Landschaft sicher kein Vorhaben für Wanderanfänger. Es braucht sicher eine gewisse Grundkondition und entsprechendes Schuhwerk. Um es mal übertrieben zu sagen: Mit Flip-Flops würde ich mich nicht auf den Weg machen. Aber irgendwann werden wird das Vorhaben mal in die Tat umsetzen – wenn auch voraussichtlich noch nicht in der nächsten Woche. Aber wenn Du diesen Trail schon hinter Dir hast freuen wir uns jetzt schon über Tipps.

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Die Panoramafotos kann man übrigens auch größer betrachten, wenn man drauf klickt:

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