Texel 2016 – Verena alleine unterwegs

Von Verena|11. März 2016|#notjustsad

Zwei Wochen lang rollte eine Idee in meinem Kopf hin und her, traute sich nicht heraus, weil sie sich mit sich selbst stritt und irgendwann ging es dann ganz schnell. Einige Klicks, Kreditkartendaten eingeben, Verbindungen checken. Ich fahre über Ostern in den Urlaub. Nach Texel. Ganz allein.

Nach der Freude über den Entschluß kam ganz schnell die Ernüchterung, das ungeliebte Beigepäck der Depression. Wie komme ich auf die bescheuerte Idee, zwei Monate nach dem emotional so katastrophalen Urlaub in Spanien direkt wieder auf die Reise zu gehen?

Was genau hat diese überwältigende Lust, mal wieder etwas alleine zu machen, zu bedeuten? Warum bin ich so erleichtert, dass mein Mann mich einmal nicht begleitet? Ist das die Bankrotterklärung an mich selbst und meine Ehe – oder ist es eine notwendige und heilsame Kur, die mir helfen wird, den Fokus mal wieder ganz auf mich selbst zu legen, damit ich für all die Dinge, die in meinem Alltag warten, Kraft gewinne?

Texel ist der heilste Ort meiner Kindheit und Jugend, die Erinnerung daran erfüllt von sonnigen Sommertagen, klebrigen Calippo-Eis-Händen und Sand zwischen den Zehen. Kann ich mit soviel Erinnerung umgehen? Mit soviel Wehmut? Und kann ich mich selbst einmal 5 Tage lang ertragen, nur mich, ohne die Ablenkung von Beruf, Familie und Freundeskreis?

Andere Menschen packen einfach ihren Rucksack und gehen zu Fuß nach Machu Picchu. Ohne Vorbereitung. Einfach so. Ein Alptraum für mich, die ich in den letzten Jahren versucht habe, die Wechselfälle des Lebens durch akribische Planung und manisches Sicherheitsdenken abzufedern und gerade merke, dass ich gnadenlos gescheitert bin.

Ich werde gerade von der Aussicht auf 5 Tage Nordseeküste umgeworfen, nur um einen Tag später wieder aufzuspringen und mich wahnsinnig zu freuen. Um dann wieder umgeworfen zu werden. Es kann doch alles schiefgehen! Was, wenn ich krank werde – oder den Zug in Amsterdam verpasse? Was mache ich, wenn es 5 Tage regnet? Oder das Hotel eine Katastrophe ist? Was, wenn mich alle Menschen, die ich auf der Reise kennenlerne, furchtbar finden? Was, wenn Zuhause etwas passieren sollte?

Panik. Angst. Schweißfeuchte Hände. Magenschmerzen. Schuldgefühle.

Aber ich werde es machen. Es führt kein Weg daran vorbei. Man kann nur mutig werden, wenn man sich mit der Angst anlegt.

3 Kommentare

  1. Pingback: Die Straße ruft! – Wanderlust.Team

  2. Mich würde interessieren, wie es nun war. Ostern ist vorbei – wie hast du die 5 Tage überlebt?
    Zwar würde ich mich jetzt noch nicht als depressiv betrachten – zumal mir wieder viel Gutes widerfahren ist – aber ich selbst kenne diesen Drang mal wieder „alleine“ auf Tour zu gehen gut. Es tat letztes Jahr einiges Gutes für meine Seele.

    Vielleicht kannst du hier ein Update zum Besten geben?

  3. Pingback: Sehnsucht nach me(h/e)r… – Wanderlust.Team

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