Perspektivwechsel

Von Hagen|17. März 2016|#notjustsad

Hagen. Ein weiterer Text aus der Serie über meinen Weg durch meine Depression. Zur Dokumentation meines Weges und meiner Gedanken, die ihn begleiten. Eine Art Abenteuer, wenn auch nicht von der Sorte, wie man sie Anderen wünscht. Dennoch freue ich mich über jede Art des Austausches, zum Beispiel in den Kommentaren.

When nothing is sure everything is possible.

Das stand vor genau zwei Jahren an meiner Facebook-Chronik. Damals gerade mal zwei Wochen aus der Klinik daheim und noch am Anfang eines langen Weges. Eines Weges, auf dem ich – nach einem „Zwischenspiel“ – wieder unterwegs bin. Das Ziel ist noch immer offen. Nichts ist sicher. Alles ist möglich.

Alles. Eine Vielzahl an Möglichkeiten. An Chancen. Mehr, als man ergreifen kann. Jede Entscheidung für eine dieser Möglichkeiten bedeutet anderen Möglichkeiten die Chance auf Entfaltung und Realisierung zu nehmen. Jede Entscheidung bedeutet damit auch, dass man sich falsch entscheiden kann. Ein Risiko, das ich zu oft nicht eingehen möchte. Lieber keine Entscheidung treffe als möglicherweise eine Falsche. Letztendlich ist Alles möglich, aber Nichts wird möglich.

Eine große Anzahl an Möglichkeiten, wie es weitergehen kann. Ich könnte mich darüber freuen, dass ich so viele Chancen und Möglichkeiten habe. Doch ich sitze da und betrauere die vielen Chancen, die ich nicht wahrnehmen kann, wenn ich mich für eine Variante entscheide. Den möglichen Verlust von Möglichkeiten. Statt zu ergründen, was mich am meisten glücklich macht, male ich mir in meiner Utopie der Verzweiflung meine Zukunft aus und schelte mich, weil ich den zweiten Schritt vor dem Ersten mache.

Über die Zukunft nachdenke, anstatt erst mal tagaus und tagein über mich und meine psychischen Herausforderungen zu grübeln. Komme selber nur schwer auf den Gedanken, dass ich bei einigen Vorstellungen und Plänen für die Zukunft glücklich bin. Dass es genau dieses Glücksgefühl ist, das mir den richtigen Weg zeigen könnte, das mich aus dem Dunkel herausführt. Dass ich mir die Gedanken verbiete, welche die Lösung sein könnten. Das erkenne ich nicht. Und wenn mich Jemand darauf stößt fällt es mir schwer es zu glauben. Noch.

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Einen Perspektivwechsel – das brauche ich jetzt. Das Leben einfach mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Mit alten Gewohnheiten brechen und was Neues wagen. Let’s be an adventurer! Klingt super. Aber Wörter sind einfach geschrieben. Es ist auch einfach gesagt. Mut führt man schnell auf der Zunge, während im Hinterkopf die Angst schon lächtelt und winkt.

Ein fixer Gedanke der letzten Woche: Die Straße ruft und ich packe (wenn es Nachts ein paar Grad wärmer ist) meine Sachen und laufe einfach los. Eine Idee, die mich immer noch nicht los lässt. Mein Abenteurerherz hüpft bei der Vorstellung. Mein Ältester will das Abenteuer mit wagen. Es ist kein Trip über den Pamir-Highway, nach Machu Picchu oder Mustang. Aber es ist ein erster Anfang mal den Mut und die Risikobereitschaft über die Angst und das Zaudern siegen zu lassen. Bisher habe ich mir alle guten Ideen und Träume selber zerredet. Waren die Zweifel letztendlich stärker als die Begeisterung. Das muss ein Ende haben!

Life begins at the end of your comfort zone.

Dieser Käfig voller Hoffnungen und Träume, mit Gitterstäben aus Angst und Zweifel, stellt scheinbar meine Komfortzone dar. Doch das Leben, das wahre Leben mit seinen Abenteuern spielt sich außerhalb des Käfigs ab. Deshalb gilt es die Gitterstäbe zu sprengen und auszubrechen. Das passiert aber nicht, wenn ich es mir in meiner Komfortzone gemütlich und bequem mache. Mich in dem Käfig häuslich einrichte. Das habe ich schon viel zu lange gemacht. Was bleibt: Ich muss mich bewegen. Ich. mich.

Begeisterung für eine Idee, hinter der schon die Zweifel her kriechen. Erlerntes Verhalten. Ein Teufelskreis, nicht einfach zu durchbrechen. Doch gerade deshalb muss ich es machen. Es muss ein erstes Mal geben, in dem ich mich nicht von meinen Zweifeln und Ängsten leiten lasse, sondern von meiner Begeisterung. Meinem Bauch folge. Sozusagen mutig dorthin zu gehen, wohin noch nie ein Hagen zuvor gegangen ist.

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Creativity is intelligence having fun.

Ich bin ein kreativer Mensch. Habe viele Möglichkeiten. Viel zu viele Möglichkeiten. Denn mit Begeisterung brenne ich für alle Arten, investiere in alle Zeit. Doch damit bleibt keine Zeit in einer der Richtungen über sich hinaus zu wachsen. Sich stetig zu verbessern. Einfach zu merken, was mich glücklich macht. Mehr glücklicher macht als die anderen Arten. Einfach mit der Kreativität Spaß und eine tolle Zeit haben.

Meine Kamera wird wieder zu einem (fast) ständigen Begleiter. Lange Zeit außer zu besonderen Events eher stiefmütterlich behandelt rückt die Fotografie wieder stärker in den Fokus – und Menschen als Hauptmotiv. In dieser Hinsicht „back to the roots“. Auch wieder spielerischer und weniger verbissen an die Fotografie rangehen. Der Weg und die Experimente sind jetzt wichtiger als das Ergebnis. Nichts ist sicher. Alles ist möglich.

Raus aus meiner Komfortzone. Runter auf die Knie. Auf den Waldboden legen. Klettern. Neue Blickwinkel ausprobieren. Perspektivwechsel rockt! Ich bin gespannt und neugierig, was mir die Zukunft bringt. „Das unentdeckte Land“, wie es Kanzler Gorkon in Star Trek VI nennt. Das größte Abenteuer liegt auf jeden Fall noch vor mir. Ich freue mich auf meinen weiteren Weg in der Fotografie und im Leben. Ich lebe in interessanten Zeiten.

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