Zur höfischen Tafeley auf der Ehrenburg
Wir waren nicht zum ersten Mal auf der Ehrenburg (und sicher auch nicht zum letzten Mal), aber der Besuch der höfischen Tafeley und die Übernachtung im Burghotel war für uns eine Premiere. Das Wochenende auf der Ehrenburg war die Idee von Verena und ihr Geschenk zu meinem vierzigsten Geburtstag. Ich kann nur sagen: es war ein tolles Geschenk eines schönen Wochenend-Events!
Nachdem wir Nachmittags angekommen, unser Zimmer bezogen und uns nach einer kleinen Wanderung frisch gemacht hatten, ging es um halb Sieben los: Im Rittersaal wurden uns unsere Plätze zugewiesen, so dass wir (als übrigens einzige gewandete Teilnehmer) uns zwischen den schwäbischen Ballonfahrern und den Kölner Festivalliebhabern wiederfanden. Da unsere Nachbarn ebenso offen und nett waren, wie wir das auch von uns glauben und hoffen, kamen wir schnell ins Gespräch. Diese Gespräche fand ich so angenehm, dass der Abend alleine deshalb eigentlich noch länger hätte dauern dürfen.
Aber auch von der Ehrenburg aus war für Kurzweil gesorgt, denn mit Thelonius Dilldapp (welcher übrigens nicht Derjenige auf dem obigen, schon älteren Foto ist) war ein Spielmann zugegen, der gekonnt und mit rhetorischem Geschick durch den Abend leitete. Dass er auch einige Instrumente sein Eigen nennt und sie sogar spielen kann als auch eine angenehme Singstimme besitzt, war der Stimmung ebenfalls zuträglich. Mit der Anleitung eines mittelalterlichen Tanzes zum Mittanzen (was meine Frau und ich als „Mittelaltertänzer“ natürlich nicht ignorieren konnten) und netten Geschichten wurde das Essen zum Event.
Auch wenn daher das Essen für mich gar nicht im Mittelpunkt der Veranstaltung stand, wäre die Tafeley ohne Essen keine Tafeley. Es gab ein Vier-Gänge-Menü, das vom leckeren, krustigen Mühlenbrot mit Zwiebelgriebenschmalz und gerupftem Hauskäse eröffnet wurde, dem ein kräftiges Kremsüpplein von Petersilienwurzeln folgte. Nach dem saftigen Schinken im Brotteig, den marinierten Hähnchenschenkeln, den Brezelklößen und dem Wurzelgemüse sowie den dreierlei Soßen und Tunken, hat der Wanst schon ganz gut gespannt.
Da war es vortrefflich, dass man sich etwas bewegen konnte. Bei einer kleinen, unterhaltsamen und informativen Burgführung im Fackelschein stiegen wir über die Rampe der Kanonenstellung bis zum ehemaligen Pallas (ergo nicht bis hinauf auf den berühmten Doppelburgfried mit der Schildmauer) hinauf. Dort gab es dann einen Stelzmayer Burgtrester im Sturzbecher (der es wirklich in sich hatte), bevor es zurück zum Rittersaal ging, wo die süße Grießkrem mit feiner Beerengrütze die Tafeley abrundete.
Zuvor ging es aber noch zum Bogen am Fuß des Bergfrieds, um den sich nicht nur Pflanzen ranken, sondern auch eine Geschichte. Diese erzählt die Legende der Burggründung und mit Liebe hat sie natürlich auch zu tun. So heißt es auch, dass man auf ewig (oder zumindest hundert Jahre, was einem ja auch oft wie eine Ewigkeit vorkommen kann) zusammen bleibt, wenn man sich unter diesem Bogen küsst. Meine Frau und ich machten (wie zwei Frischverliebte) den Anfang, doch wirklichen Mut bewies ein älterer Herr, der den Aufforderungen seiner Gattin nachgab mit den Worten: „Noch mal hundert Jahre? Das halte ich nicht aus!“ 😀
Lediglich einen Kritikpunkt habe ich: Dass nach dem Nachtisch schon die Aufräumarbeiten und die Vorbereitungen für das Frühstück beginnen ist verständlich, aber der Gemütlichkeit etwas abträglich. Alternativ hätte man ggf. die Festgesellschaft noch in das Wächterzimmer geleiten können, damit diese dort noch einen oder zwei Absacker trinken können (Aber vielleicht hätten wir auch einfach mal danach fragen können).
Allein der letzte Wunsch zeigt aber, wie nett wir uns unterhalten haben und wie wohl ich mich in der Runde in der Mitte der Tafel gefühlt habe. Wie auch auf der Burg selbst mit seinem freundlichen Personal, den schön eingerichteten Zimmern, dem reichhaltigen Frühstück und nicht zuletzt der Atmosphäre und der Ruhe. Eine Ruhe, die man in dieser Intensität heute nur noch selten findet.
Einen ersten Eindruck von dieser Ruhe erhielten Verena und ich schon, als wir noch vor der Tafeley alleine auf dem oberen Hof standen und einzig das Rauschen des Ehrbachs und ein in der Ferne schreiendes Käuzchen zu hören waren. Kein Lärmsmog, wie man ihm sonst überall ausgesetzt ist und schon gar nicht mehr wirklich wahrnimmt. Zu dieser Erfahrung zählt auch, dass man kein Mobilnetz findet und nur im und unmittelbar am Rittersaal Internetempfang möglich ist. Perfekt für eine Auszeit.
Für uns steht daher fest: Wir werden wiederkommen. Und nicht nur zu den sonntäglichen Events auf der Burg, sondern auch gerne wieder ins Burghotel und zu einer weiteren höfischen Tafeley. Vielleicht dann sogar für zwei Übernachtungen, um Samstags (vor der abendlichen Tafeley) mal die Herausforderung des Bergschluchtenpfades Ehrenburg anzugehen. 😉
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